POP
C D s
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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
Sinead O’ Connor
I’M NOT BOSSY, I M THE BOSS
Nettwerk/Soulfood CD
(auch als LP geplant) (
41
')
Sie hat es ihren Hörem nie leicht
gemacht. Kaum hatte man ihren
Wave-Punk lieben gelernt, folgte der
Prince-Ohrwurm „Nothing Compares
...“ und die Konfrontation mit dem
Papst. Auch auf diesem Album, das
ursprünglich „The Vishnu Room“
heißen sollte, bleibt die irische Sän-
gerin schillernd, klingt gleichzeitig
vertraut und unnahbar, ihre Stimme
zerbrechlich und doch kraftvoll.
Auch die Musik entzieht sich einer
schnellen Einordnung und schillert
zwischen Wave-Rock, Funk, Am-
bient-Pop und Lounge-Beats. Und
der letzte Song „Streetcars“ ist mal
wieder so eine Ballade, die einem
durch ihre Schönheit und Intimität
Tränen in die Augen treibt.
pb
MUSIK ★ ★ ★
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KLANG ★
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H ilde Louise
SWEET MORNING MUSIC
Grappa/Galileo CD
(
54
’)
Seit
2 0 0 4
sind sieben Studioalben
von Hilde Louise Asbjornsen er-
schienen, bei uns hat davon jedoch
kaum jemand was mitbekom m en.
Um den Bekanntheitsgrad der Nor-
wegerin zu steigern, hat man jetzt
eigens für den deutschen M arkt
eine kleine Werkschau in Auszügen
zusam mengestellt. In zauberhaften
Songaufnahm en aus den letzten
zehn Jahren lernen w ir eine Sän-
gerin m it angenehm er Stim m e
kennen, die gerne mit Musikstilen
aus den
3
oern bis
6
oern flirtet. Sie
entzückt mit Showtunes im Swing-
rhythm us, Cabaret-Chansons und
Pop der burlesken Art und klingt
bei aller Nostalgie doch immer ganz
zeitgem äß.
hake
MUSIK ★ ★ ★
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KLANG ★
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The Magic Numbers
ALIAS
Carolinc/Univcrsal CD
(auch als LP geplant)
Der „Summer of Love“ ist vorbei.
A uf den ersten beiden Alben ei-
ferten die Magic Num bers noch
den süßen Popharmonien von The
Mam as & The Papas nach, „The
Runaway“ kündigte
2 0 1 0
bereits
die Abkehr von der Unbeschwert-
heit der Flower-Power-Epoche an,
und mit „Alias“ hat das Q uartett
die Hippie-Unschuld nun endgül-
tig verloren. Ihre fantastischen
Gesangssätze leihen die beiden
Geschwisterpaare hier in ziemlich
guten Liedern fast ausnahm slos
M o llm elodien, die sie m it m e-
lancholischen
Streichern
und
Feedback-Gitarren der Marke „un-
heilvoll“ anreichern. Woodstocks
Enkel sind ernster geworden.
hake
MUSIK ★
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KLANG
The Felice Brothers
FAVORITE WAITRESS
Dualtone/Rough Trade
(
46
’)
Auch als LP erhältlich
Bei dieser urwüchsigen Variante
von Americana klingen die Felice
Brothers mehr nach den „Basement
Tapes“ von Dylan & Band, wobei
Akkordeon, Fiedel, Bass und Piano
aber besser abgemischt sind als
dort! „In the graveyard the haw-
thorne grows/And that’s where I
wanna be“ singt Bruder Ian - nicht
der einzige elegische Moment. Vom
„river of nothing“ und Sterben im
Dreck ist die Rede in „Silver In
The Shadow “. A ufgeräum t, opti-
m istisch, sogar überschwänglich
in
seiner
Lebensfreude
klingt
ausnahm sw eise der Song über
Kirschlakritze und die „Favorite
W aitress“ des Album titels.
F. Sch.
MUSIK ★ ★ ★
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KLANG ★ ★ ★ ★ ★
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nicht von ungefähr“, erklärt Grün-
dungsm itglied Robert Lamm, der
für Keyboard, Gitarre und Gesang
verantwortlich zeichnet. „W ir sind
nicht m ehr die Formation, die w ir
zu Beginn waren. Auch die
8 0
er-
oder
9 0
er-Jahre liegen inzwischen
hinter uns. W ir bewegen uns jetzt
wirklich in der G egenw art.“
Was mag das bedeuten? Einen
ko m pletten
Neuanfang?
Nein:
Chicago haben einfach das Beste
aus allen Dekaden verschmolzen.
Sie fahren die volle Bandbreite von
Rock bis zu Jazz auf. „Wir scheuten
w eder vor Progressive-Rock-Ele-
m enten noch vor Elektronik zu-
rück“, sagt Lamm. Bei „M ore W ill
Be Revealed“ steigen die M usiker
m it groovenden Bläsern in den
Ring, „Nice Girl“ lässt die Gitarren
aufheulen. „Naked In The Garden
Of Allah“ nähert sich fernöstlichen
Klängen an. Geschuldet ist diese
stilistische V ielfalt vor allem e i-
nem m obilen Aufnahm esystem s
Die Band Chicago ist zurück
m it einem neuen Album
W er laut B illb oard-C hartstatis-
tik nach den Beach Boys als die
zweiterfolgreichste US-Rockband
aller Zeiten gilt, ist wohl längst im
M usikolym p angekom m en. Rein
theoretisch könnten sich Chicago
also nach
4 7
Jahren harter Arbeit
getrost in den Ruhestand verab-
schieden und mit Stolz auf Hits wie
„If You Leave M e Now“ oder „Hard
To Say I’m Sorry“ zurückblicken.
Doch von der Rente sind die Am e-
rikaner noch m eilenweit entfernt
- mit „Now (Chicago XXXVI)“ haben
sie kürzlich ihre
3 6
. Platte veröf-
fentlicht. „Der Album titel kommt
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
namens „The Rig“ : „Dank dieser
Technik konnten w ir sogar im
Tourbus au fn eh m en .“ Einzelne
Bandm itglieder spielten nach Lust
und Laune einen Part ein, der auf
einer Datei festgehalten w urde.
Jede M elodie, jeder Rhythmus, je -
de Gesangslinie wurde dann vom
Produzenten Hank Linderman auf
einem Internetportal katalogisiert.
Bis die kleineren Teile schließlich
zu vollständigen Songs zusammen-
gefügt wurden: „Eigentlich hatten
w ir gar keine CD geplant. W ir
w ollten bloß ein w enig während
unserer Konzertreisen herum ex-
perim entieren.“
Aber nun ist Lamm mit dem Er-
gebnis mehr als zufrieden. Er plant
nicht, der Musik in nächster Zeit den
Rücken zu kehren. Im Gegenteil:
„Ich genieße es, als Künstler immer
wieder unbekanntes Terrain zu ent-
decken und etwas dazuzulernen.“
Dagmar Leischow
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Chicago: „Now (Chicago XXXVI)"
(Frontiers/Soulfood)
Auch als LP geplant
STEREO 9/2014 12!